Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,
es ist erst acht Monate her, dass wir unsere 31. Jahresmitgliederversammlung im ND-Haus am Franz-Mehring-Platz durchgeführt haben, aber der Vorstand hatte danach beschlossen, aus Praktikabilitätsgründen wieder zum alten Tagungsrhythmus zurück zu kehren. Und das heißt eben, unsere Jahresmitgliederversammlungen mitsamt der vorgeschalteten Vorträge werden im Frühjahr durchgeführt. Für die Geschäftsberichte, aber auch für die Steuererklärung des Vereins, der ja gemeinnützig und deshalb auch an bestimmte Vorgaben gebunden ist, empfiehlt sich diese Praxis. Damit war zwar die Amtsperiode des alten Vorstandes lediglich 20 Monate lang, aber für die Bewältigung der entsprechenden Aufgaben war dies keine Einschränkung.
Was hat sich seit der letzten Jahresmitgliederversammlung am 10. September 2022 verändert? In Sachen Frieden viel zu wenig. Noch immer wird in der Ukraine Krieg geführt. Wird es in den kommenden Monaten wahrscheinlicher, dass diplomatische Initiativen von dritter Seite, z.B. von China oder Brasilien, endlich den Weg an den Verhandlungstisch ebnen helfen könnten? Nichts ist der Wissenschaft zukömmlicher als ein friedlicher Austausch von Erkenntnissen und Argumenten, also ein freier Wissenstransfer, möglichst im Interesse der Menschen bzw. der Menschheit. Jeder Schritt in diese Richtung ist richtig und wichtig!
Für unsere Vereinsarbeit haben sich seither zwei Rahmenbedingungen geändert, Erstens sind alle durch Corona bedingten Restriktionen weggefallen. Wir können also wieder öffentliche Veranstaltungen organisieren und dafür werben. Unsere beiden Veranstaltungen des Jahres 2022, also der Vortrag von Dr. Hans-Rainer Sandvoß im September und das Ehrensymposium für unseren verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden Dr. Reiner Zilkenat bildeten den Auftakt dafür, diesen erfolgreichen Bestandteil unserer Arbeit wieder ertragreich aufzunehmen. Der Vortrag von Dr. Riccardo Altieri am 23. März 2023 belegte, dass wir wieder Fahrt aufgenommen haben. Übrigens sprach uns die zum Jahresende scheidende Direktorin der SAPMO, Frau Dr. Walther von Jena, explizit im Jahresbericht der Stiftung den Dank dafür aus, dass unser Förderkreis die Wiederaufnahme der gemeinsamen Vortragsreihe von SAPMO, Förderkreis und Johannes-Sassenbach-Gesellschaft vorangetrieben hat. Wenn wir auf diesem Wege fortfahren, können wir als kleiner Verein wieder größere Aufmerksamkeit erreichen.
Die zweite Änderung betrifft die SAPMO selbst. Im Dezember 2022 übertrugen die Liquidatoren des FDGB ohne Absprache mit der Johannes-Sassenbach-Gesellschaft die Eigentumsrechte des Archivguts des FDGB an das Bundesarchiv. Die Johannes-Sassenbach-Gesellschaft hat dagegen Verwahrung eingelegt, insgesamt wurde – auch von uns – der Vertreterin des BKM und dem Präsidenten des Bundesarchivs gegenüber klargestellt, dass wir dieses Vorgehen für problematisch halten. Ich werde später noch gesondert auf das Geschehene und zu Erwartende in Sachen SAPMO eingehen, aber hier wurden – gewiss nicht unbewusst – viel Porzellan zerschlagen und Fakten geschaffen.
Seit der letzten Jahresmitgliederversammlung erschienen zwei Ausgaben der „Mitteilungen“, nämlich die Hefte 62 und 63. Sie haben beide nach bestem Wissen und Gewissen versucht und überwiegend realisiert, sich an unseren Qualitätsansprüchen zu messen. Das bestätigten uns nicht nur die Rückmeldungen aus der Leser- und Leserinnenschaft. Doch wird es nicht einfacher, neue Archive und Sammlungen aufzufinden, die noch nicht bei uns vorgestellt wurden. Immer stärker verändert auch hier die Digitalisierung die Landschaft. Wir werden immer bestrebt sein, den aktuellen Entwicklungen auf der Spur zu bleiben. Notfalls kann es auch geschehen, dass – wie in Heft 62 – kein externes Archiv oder keine Bibliothek vorgestellt werden wird, wenn ein so großer Überarbeitungsbedarf vorliegt wie in jenem Falle. In diesem Fixpunkt unserer Publizistik hat Kurt Metschies als Redakteur und als Beiratsmitglied seine Spuren hinterlassen. Christoph Stamm konnte nach Kurts Rückzug aus dem „Wissenschaftlichen Beirat“ der „Mitteilungen“ als neues Mitglied mit großer Expertise im Bereich der Archive gewonnen werden. Das wird der Qualität der künftigen Beiträge über Archive und Bibliotheken einen guten Dienst erweisen!
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir haben als Förderkreis die allgemeinen Krisen der letzten Zeit gut überlebt. Das sollte uns Mut machen. Halten wir an unseren Ansprüchen an unsere Arbeit fest, gewinnen wir neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter für Verein und „Mitteilungen“, tragen wir unsere Erkenntnisse und Angebote in die interessierte Öffentlichkeit. Es ist die angemessene Mischung aus Kontinuität und Wandel, aus Tradition und Fortschritt, aus Stabilität und Mut, die unseren Förderkreis hat das 30. Lebensjahr überschreiten lassen.
Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit!