Ehrensymposium für Dr. Reiner Zilkenat (20. Mai 1950 – 26. Februar 2020)

Kein Schlussstrich! Der Aufstieg des deutschen Faschismus und der antifaschistische Widerstand“

Ehrensymposium für Dr. Reiner Zilkenat (20. Mai 1950 – 26. Februar 2020)

Programmablauf:

Am 26. Februar 2020 verstarb der langjährige Vorsitzende des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Dr. Reiner Zilkenat. Er amtierte von 2011-2018 und leistete während dieser Jahre durch seine Publikationen und Aktivitäten sowie durch Symposien und deren Publikation einen bedeutenden Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung unseres Förderkreises. Sein Hauptaugenmerk galt dabei immer der Aufklärung über die Bedingungen und historisch-politischen Entwicklungen, die den Weg in die Diktatur des Hitlerfaschismus begünstigten ebenso über die politisch Handelnden, die den Aufstieg der NSDAP förderten. Und Reiner Zilkenat verlor nie aus dem Auge, wer sich – letztlich ja vergeblich – dem Faschismus in den Weg stellte. Unermüdlich sprach er darüber auf Veranstaltungen und Abenden und in Vorträgen, um die gewonnenen Erkenntnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Er war ein Historiker, ein Didaktiker und ein Aufklärer, der unbedingt verhindern wollte, dass im vereinten Deutschland ein Schlussstrich unter die zwölf Jahre der Nazidiktatur und ihrer Nachwirkungen gezogen würden.

Ihm zu Ehren veranstaltet der Förderkreis ein Symposium mit dem Titel

Kein Schlussstrich! Der Aufstieg des deutschen Faschismus und der antifaschistische Widerstand“

am Samstag, d. 12. November 2022 von 14-18 Uhr in der Bibliothek der Rosa-Luxemburg-Stiftung in der Straße der Pariser Kommune 8a, 10243 Berlin, gegenüber des Ostbahnhofs.



Letztes Interview mit Dr. Reiner Zilkenat

Am 20.02.2022, wenige Tage vor seinen Ableben, führte die Koordination “Unvollendete Revolution 1918/19”, ein Interview mit Reiner Zilkenat zur Vorbereitung der Kundgebung “100 Jahre Kapp-Putsch – 100 Jahre Generalstreik – Massenstreik gegen Faschismus und Militarismus” am 14. März 2020 und fragten ihn: Wer waren die Putschisten und ihre Hintermänner?
Kamera, Ton und Bearbeitung: Ingo Müller

Unsere Redner

Prof. Dr. Günter Benser

“Dr. Reiner Zilkenat – Historiker und Antifaschist mit Leib und Seele”

Prof. i. R. Dr. Peter Brandt

“Die Kontroverse ueber die Rolle der Hohenzollern bei der Zerstörung der Weimarer Republik”

Historiker, Berlin/Hagen
FernUniversität in Hagen
Dimitris-Tsatsos-Institut für Europäische Verfassungswissenschaften der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften

Benedikt Hopmann

“100 Jahre Streik gegen den Rathenaumord”

Rechtsanwalt, Berlin, Mitherausgeber der Buchreihe WIDERSTÄNDIG und politischer Aktivist. Mitglied der IG Metall, der VVN-BdA, VDJ, IALANA und DIELINKENeukölln.

http://www.kanzlei72a.de/ https://widerstaendig.de

Dr. Stefan Heinz

“Der Berliner Metallarbeiterstreik 1930. Zur im Jahr 1989 in Berlin-Ost verteidigten Dissertation von Reiner Zilkenat”

Politikwissenschaftler und Historiker; Mitherausgeber der Buchreihe »Gewerkschafter im Nationalsozialismus. Verfolgung – Widerstand – Emigration« im Berliner Metropol Verlag

Dr. Holger Czitrich-Stahl,

“Stichwortgeber, Wegbereiter, Steigbügelhalter – Die Mitverantwortung des Konservatismus für die Zerstörung der Weimarer Republik durch den Faschismus.”

Lehrer/Historiker Glienicke/Nordbahn

Vorsitzender des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung e.V. Berlin, Redakteur der “Arbeit – Bewegung -Geschichte”.

Dr. Stefan Bollinger

„Auf der Suche nach dem Geheimnis, aus dem Kriege gemacht werden – einst und jetzt Überlegungen zu marxistischer Kriegsursachenforschung“

(Politikwissenschaftler/Historiker, Berlin)

Simona Schubertova

„Privatmann Reiner Zilkenat“

(Dahlwitz-Hoppegarten),gebürtige Tschechin die inzwischen 35 Jahre in Deutschland lebt(die tschechische Staatsbürgerschaft hat, da auch Tschechien in der EU ist) und ist in Prag geboren.

Dr. Harald Wachowitz

“Geschichtsprojekte mit Reiner Zilkenat und das Erinnerungsbuch an Reiner”

(Philosoph, Wandlitz; Geschäftsführer Berlin-Brandenburger Bildungswerk)


Büchertisch:

Die Edition Bodoni wird mit einem Büchertisch am Symposium teilnehmen und ihre Bücherauswahl präsentieren. Dazu gehören natürlich die von Rainer Zilkenat herausgegebenen Titel und das Gedenkbuch über ihn.


Buchvorstellung:

“Reiner Zilkenat”

Dieser Gedenkband ist dem Leben und Wirken des marxistischen Historikers Reiner Zilkenat gewidmet und erschien in der “edition-bodoni”

Foto: edition-bodoni

Einladung zu Veranstaltung: Mathilde Schmitt, Passion und Profession. Pionierinnen des ökologischen Landbaus

Dr. Gisela Notz lädt zur Veranstaltung “Mathilde Schmitt, Passion und Profession. Pionierinnen des ökologischen Landbaus” ein. [1]Zuletzt erschienen: Gisela Notz, Theorien alternativer Wirtschaft, Stuttgart: Schmetterling, theorie.org. 2022, 3. stark überarbeitete Aufl. Gisela Notz: Genossenschaften. Geschichte, Aktualität … Continue reading[2]http://www.gisela-notz.de/

Am Donnerstag, 21. Juli 2022, um 19.30 Uhr geht es in unserem Geschichtssalon um ein historisches wie auch aktuelles Thema:

Passion und Profession. Pionierinnen des ökologischen Landbaus

Die Agrar- und Sozialwissenschaftlerin Mathilde Schmitt wird das gleichnamige Buch vorstellen, das sie gemeinsam mit Heide Inhetveen und Ira Spieker im oekom-Verlag in München veröffentlicht hat.

Die Geschichte des ökologischen Landbaus wurde bisher vor allem als diejenige »großer Männer« geschrieben. Weitgehend unbeachtet ist geblieben, in welchem Ausmaß Frauen die Entwicklung und Verbreitung einer alternativen Landwirtschaft vorangetrieben haben. Mathilde Schmitt wird die Lebensgeschichten und Leistungen einiger dieser zu Unrecht vergessenen Wegbereiterinnen nachzeichnen, die mit Leidenschaft forschten, experimentierten, publizierten, Schulen gründeten und damit die biologische Landwirtschaft maßgeblich voranbrachten.

Wir freuen uns sehr, dass Mathilde Schmitt, die ich während meiner Arbeit an der Universität Essen kennenlernen durfte, für einen spannenden Abend mit anschließender Diskussion aus Tirol zu uns kommen wird.

Wir bitten um Anmeldung unter gisela.notz@t-online.de, da die Zahl der Teilnehmer*innen wegen der aktuellen Corona-Situation beschränkt sein könnte. Bitte Masken mitbringen und tragen, bis ihr/Sie am Sitzplatz seid. Wir freuen uns auf euren/Ihren Besuch.

Der Eintritt ist frei, Spenden für die Autorin sind willkommen. Das Buch kann nach der Veranstaltung erworben werden.

Ort: Geschichtssalon im Beginenhof Erkelenzdamm 51/Gemeinschaftsraum – 10999 Berlin

Einlass über die Klingel: Erkelenzdamm 51, Gemeinschaftsraum

References

References
1 Zuletzt erschienen: Gisela Notz, Theorien alternativer Wirtschaft, Stuttgart: Schmetterling, theorie.org. 2022, 3. stark überarbeitete Aufl. Gisela Notz: Genossenschaften. Geschichte, Aktualität und Renaissance, Stuttgart: Schmetterling 2021, 16,80 €. Gisela Notz (Hg): Kalender 2023: Wegbereiterinnen XXI, Neu-Ulm: AG SPAK Bücher, DIN A 3-Format mit 12 Wegbereiterinnen der emanzipatorischen Frauenbewegung. 14,50 €, in Arbeit. Gisela Notz (Hg.): Wegbereiterinnen. Berühmte, bekannte und zu Unrecht vergessene Frauen aus der Geschichte, Neu-Ulm: AG SPAK Bücher 2020, 3. Aufl. 24 €. Gisela Notz, Feminismus, Köln: PapyRossa 2021, 3. erweiterte und aktualisierte Auflage 9,90 €. Gisela Notz: Kritik des Familismus. Theorie und soziale Realität eines ideologischen Gemäldes, Stuttgart: Schmetterling, theorie.org. 2015, 12 €. Alle Veröffentlichungen in jeder Buchhandlung.
2 http://www.gisela-notz.de/

Vorabdruck

Der nachfolgende Beitrag zur Gedenkstätte Bittermark in Dortmund konnte nicht mehr ins Heft 61 aufgenommen werden. Aus Aktualitätsgründen ist er nun auf unserer Webseite vorab veröffentlicht. Wir danken für den überaus lesenswerten Beitrag.

https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/ausunsererstadt/bittermark/startseite_bittermark/index.html

Das Mahnmal in der Dortmunder Bittermark

In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs erschoss die Dortmunder Gestapo vor ihrem Rückzug aus der Stadt noch mehr als 200 Menschen. Nachdem man bereits zuvor osteuropäische Zwangsarbeiter*innen eigenständig exekutiert hatte, stiegen die Zahlen der Opfer mit den sich nähernden Fronten und vor allem einem steigenden Kontrollverlust des deutschen Sicherheitsapparates immer mehr an. Sie wurden zuletzt nicht mehr zur Exekution in ein KZ überstellt, sondern direkt vor Ort erschossen. Nach einer ersten Massenexekution am 4. Februar 1945 in der Nähe von Lüdenscheid ermordeten Gestapo-Beamte in der Dortmunder Bittermark zwischen dem 7. und dem 24. März auf beziehungsweise in der Nähe der „Spielwiese“ im Rahmen von drei weiteren Massakern 75 Menschen.

In der Nacht auf Karfreitag, dem 30. März 1945, begannen Erschießungen an Bombentrichtern im Dortmunder Rombergpark. Allein zwischen Karsamstag und Ostermontag wurden etwa 90 Häftlinge erschossen. Im Zusammenhang mit dem Rückzug aus Dortmund und weil aufgrund des geschlossenen Ruhrkessels Häftlingsevakuierungen unmöglich geworden waren, erschoss man nun auch Deutsche und westeuropäische Zwangsarbeiter*innen, die zuvor eigentlich der Justiz überstellt werden mussten. Das Morden ging noch bis zum 9. April weiter. So wurden an sechs Bombentrichtern im Rombergpark etwa 145 Menschen ermordet. Die Tatorte näherten sich dabei zuletzt immer mehr der Gestapodienststelle in der Benninghofer Straße. Die letzten drei Opfer wurden auf einem nahegelegenen Bahngelände erschossen.

Bald darauf wurden die Massengräber gefunden und die Opfer exhumiert. 91 Tote wurden in einem Gemeinschaftsgrab auf der „Spielwiese“ in der Bittermark, 137 auf dem katholischen und dem evangelischen Friedhof in Hörde beigesetzt. Bereits am 26. August 1945 fand auf dem Dortmunder Hansaplatz eine erste Trauerkundgebung statt, bei der Fritz Henßler für die SPD und Josef Smektala für die KPD – beide NS-Verfolgte – sprachen. Es folgten weitere Gedenkveranstaltungen in den Jahren darauf, ab 1946 auch an Karfreitag. 1947 entstanden auf Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) auf der Spielwiese in der Bittermark und auf den beiden Friedhöfen in Dortmund-Hörde erste kleinere Mahnmale.

1950 wurde ein neues, größeres Mahnmal auf der Spielwiese in der Bittermark errichtet und am 6. August des Jahres im Rahmen einer Gedenkveranstaltung, bei der Oberbürgermeister Fritz Henßler und der Oberstadtdirektor Wilhelm Hansmann, ebenfalls NS-Verfolgter, sprachen.

Das Mahnmal selbst bestand aus einem Sandsteinturm auf dem sich eine Feuerschale befand und an dessen Vorderseite eine Tafel mit der Inschrift “Gemordet von verruchter Hand, sei Euer Blut der Freiheit Unterpfand. Karfreitag 1945” angebracht war.

Quelle: Stadtarchiv Dortmund; Fertigstellung Zweites Ehrenmal Bittermark

Die Skulptur des ersten Mahnmals wurde in das neue integriert.

Quelle: Stadtarchiv Dortmund; Erstes Mahnmal für die Opfer NS Bittermark

Bereits im Oktober 1953 beantragten die VVN und die Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten (AvS) die Errichtung eines neuen „Ehrenmals“ in der Bittermark. Die Begründung lautete folgendermaßen: „Inzwischen hat sich aber doch herausgestellt, dass das Ehrenmal wie es jetzt besteht, in keiner Weise geeignet ist, als Dankesschuld der Bevölkerung für diejenigen angesehen zu werden, die ihren Kampf gegen ein unfassbares Verbrechertum mit ihrem Leben bezahlen mussten.“ Gleichzeitig sollte ein zentraler Gedenkort geschaffen, weil unter anderem die beiden Friedhöfe als für größere Veranstaltungen ungeeignet eingeschätzt wurden. Dementsprechend wurden 1954 die Leichen in der Bittermark und auf den beiden Hörder Friedhöfen exhumiert und zusammen in einer neu geschaffenen Anlage hinter dem Mahnmal auf der Spielwiese in der Bittermark beigesetzt. Die Einweihung unter erstmaliger Schirmherrschaft der Stadt Dortmund wurde auf Karfreitag 1954 gelegt und stellte die Geburtsstunde der bis heute durchgeführten zentralen Gedenkfeiern dar.

Im Jahr darauf wurde mit den Arbeiten an einem dritten Mahnmal in der Bittermark begonnen. Beauftragt wurden der Künstler Karel Niestrath und der Architekt Will Schwarz. Diese legten im März 1955 dem Rat der Stadt Dortmund ein Entwurfsmodell vor. Am 28. Juli 1955 wurde der Entwurf durch den Rat genehmigt und ein kleiner beratender Sonderausschuss gebildet. Im Oktober mit 1956 wurde mit den Betonarbeiten begonnen.

Ebenfalls seit 1956 gab es Kontakte zwischen der Stadt Dortmund und der französischen Fédération Nationale des Déportés du Travail (FNDT, Nationale Föderation der Arbeitsdeportierten). Da unter den Opfern im Rombergpark auch französische Zwangsarbeiter waren, erklärte die FNDT das Mahnmal in der Bittermark zum zentralen Gedenkort für die französischen Arbeitsdeportierten in Deutschland. An Karfreitag 1958 wurde ein namenloses französisches Gestapo-Opfer in der Krypta des noch nicht fertiggestellten Mahnmals symbolisch beigesetzt und eine zweisprachige (Französisch/Deutsch) Gedenktafel angebracht. Anwesend waren Vertreter der französischen und belgischen Regierung und der sowjetischen Botschaft, darüber hinaus eine Delegation der FNDT sowie weitere Menschen aus Frankreich. Die künstlerische Ausgestaltung der Krypta mit einem Marmormosaik erfolgte durch den bekannten französischen Künstler Léon Zack. Dargestellt wird unter anderem ein Stacheldrahtgeflecht zur Erinnerung an die mit Draht gefesselten Opfer und über der Tür findet sich in Großbuchstaben das Wort PAX (Frieden). Darüber hinaus wurde später die Erinnerungstafel des belgischen Verbandes der Arbeits- und Zwangsdeportierten im Krypta-Inneren angebracht. Die endgültige Fertigstellung des Mahnmals zog sich dagegen länger hin als zunächst geplant. Erst am Karfreitag, dem 15. April 1960 konnte nach etwa vier Jahren die offizielle Einweihung unter anderem durch den Dortmunder Oberbürgermeister Dietrich Keuning und eine französische Delegation erfolgen.

Das an eine Gefängniszelle erinnernde Mahnmal zeigt am Kopfende unter der Inschrift Gemordet Karfreitag 1945 die Figur eines gefesselten, abgemagerten und kahlköpfigen NS-Opfers. An den Längsseiten sind das Leiden und Sterben in den Konzentrations- und Vernichtungslagern auf der einen und im Rombergpark und der Bittermark auf der anderen Seite sowie der Widerstand gegen den Nationalsozialismus die Hauptthemen der gezeigten Reliefs. Bei den dargestellten Tätern handelt es sich um abstrakte, roboterhafte Wesen. Menschen kommen nur als Opfer oder Widerstandsaktivisten vor, die einen Märtyrertod am Kreuz sterben.

Quelle: Stadtarchiv Dortmund ; Mahnmal heute

Bis heute stellen die zu Karfreitag jeden Jahres am Mahnmal in der Bittermark durchgeführten Gedenkveranstaltungen die größten ihrer Art in Dortmund dar und gelten allgemein als zentrale städtische Gedenkfeier.

Literatur und Quellenbestände:

  • Asshoff, Wolfgang: Die Dortmunder Bittermark und ihr Mahnmal. Eine Dokumentation, Dortmund 1988.
  • Dams, Carsten/Stolle, Michael: Die Gestapo. Herrschaft und Terror im Dritten Reich, München 2009.
  • Günnewig, Markus: „Gemordet Karfreitag 1945“. Erinnerungsorte zu den Massenmorden der Dortmunder Sicherheitspolizei, in: Heimat Dortmund 1/2011, S. 24-29.
  • Ders.: Kriegsende 1945. Massenmord in Dortmund, in: Heimat Dortmund 1/2015, S. 20-28.
  • Högl, Günther: Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945. Ständige Ausstellung und Dokumentation im Auftrage der Stadt Dortmund erstellt vom Stadtarchiv, Dortmund 1981.
  • Junge, Lore: Mit Stacheldraht gefesselt. Die Rombergparkmorde – Opfer und Täter, Bochum 1999.
  • Rüter, Christiaan F. (Hg.): Justiz und NS-Verbrechen, Band XXXVI, Amsterdam 2006.
  • Zänker, Jürgen u.a.: Öffentliche Denkmäler und Kunstobjekte in Dortmund. Eine Bestandsaufnahme, Dortmund 1984.
  • Stadtarchiv Dortmund, Best. 424 (Kriegschronik), Best. 167 (Garten- und Friedhofsamt), Best. 100 (Stadtamt für Angelegenheiten des Rates), Best 454 (Nachlass Henßler).
  • Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen, Q 223 (Staatsanwaltschaft Dortmund), Nr. 1983ff.

Autor: Markus Günnewig (Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache
Stadtarchiv Dortmund)

Fallschirmseide, 12. Mai 2022

Donnerstag, d. 12. Mai 2022 im Kiezladen Zusammenhalt,

Dunckerstraße 14, 10437 Berlin ab 19 Uhr.

Fallschirmseide“ – μετάξυ αλεξιπτώτων – Deborah Jeromin (Leipzig) stellt das gleichnamige Buch- und Filmprojekt vor.

Deborah Jeromin erzählt die Geschichte der Fallschirmseide – von der NS-Seidenraupenzucht in Gartenvereinen über die Luftlandeschlacht auf Kreta bis hin zur dortigen Wiederverwendung der Fallschirme als Taschentücher und Kleider. Ende der 1930er Jahre wurde in einem Leipziger Kleingartenverein Maulbeeren angepflanzt, um Seidenraupen für die Produktion von Fallschirmen zu züchten, da Maulbeerblätter das einzige Futter der Seidenraupen sind.Vom “Reichsluftfahrtministerium” finanziert und propagiert, wurde die Seidenraupenzucht eingeführt um autark von Seiden-Importen zu werden. Die “deutsche” Zucht wurde jedoch nie so effektiv, dass annähernd genügend Seide produziert werden konnte. Am 20. Mai 1941 begann der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Kreta. Der Einsatz von ca. 10 000 Fallschirmjägern war der Anfang der deutschen Terror-Herrschaft auf der Insel. Bis Ende 1944 folgten Massen-Exekutionen und das Niederbrennen von vielen Dörfern.

Eine gemeinsame Veranstaltung des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung e.V. und die Kiezladens „Zusammenhalt“.

Deborah Jeromin: Fallschirmseide.
Spector Books, Hrsg: Anne König, Übersetzung: Alex Dimitriou (Deutsch/Griech.).
ISBN 978-3-95905-395-2. Preis: 20,00 Euro

(Der Eintritt ist frei. Es gelten die aktuellen Corona-Schutzbestimmungen)

Einladung zur 31. Jahresmitgliederversammlung, 10.09.2022

Liebe Vereinsmitglieder, sehr geehrte Damen und Herren,

der Vorstand unseres Förderkreises hat die diesjährige Jahresmitgliederversammlung

für Samstag, den 10. September 2022, einberufen und schlägt Ihnen folgende Tagesordnung vor:

1. Regularien

1.1. Eröffnung und Genehmigung der Tagesordnung/Wahl der Versammlungsleitung

1.2. Bestätigung des Protokolls der 29./30. Jahresmitgliederversammlung

2. Berichte des Vorstandes

2.1. Erläuterung des Geschäftsberichts 2021

2.2. Kassenbericht 2021

2.3. Bericht der Kassenprüfer

3. Diskussion und Abstimmung über die Berichte

3. Berichte

3.1 Zur Entwicklung der SAPMO

3.2. Zum Zeitgeschichtlichen Archiv (ZGA)

4. Bericht des Wissenschaftlichen Beirats der Mitteilungen

5. Verschiedenes/Schlusswort

Die Jahresversammlung findet im ND-Verlags – und Bürohaus am Franz-Mehring-Platz-1, 10243 Berlin, im Salon im 1. Stock statt.

Wie immer geht der Jahresmitgliederversammlung des Förderkreises ein öffentlicher Vortrag voraus. Dieses Mal wird er gehalten von Christoph Stamm (Berlin) [1]geb. 1971 in Aachen, aufgewachsen in Menden/Sauerland Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und des Staatsrechts an der Universität Bonn / Zweithörer für Geschichte an der Universität … Continue reading

Tauziehen um die SED-Akten. Die Auseinandersetzung um das Zentrale Parteiarchiv nach 1990[2]http://archive.fabgab.de/wp-content/uploads/2022/07/RbSq.pdf

Beginn: 10.30 Uhr.

Wir bitten um zahlreiches Erscheinen.

Der Vorstand


Anmerkungen zur Tagesordnung und organisatorische Hinweise

Das von der Versammlung zu bestätigende Protokoll der 29./30. Jahresversammlung finden Sie in den „Mitteilungen“, Heft 61/März 2022, S. 83ff.

Der zur Diskussion stehende Geschäftsbericht für das Vereinsjahr 2021 ist in Heft 61/März 2022, S. 88ff der „Mitteilungen“ abgedruckt.

Wir werden uns bemühen, im Vorfeld der Jahresmitgliederversammlung ein konstituierendes Treffen des Wissenschaftlichen Beirats der „Mitteilungen“ zu organisieren.

Zwischen der Informationsveranstaltung und der Mitgliederversammlung bieten wir Ihnen einen Imbiss an.

Vor den Veranstaltungen und während der Pausen haben Sie die Möglichkeit, ihren Mitgliedsbeitrag zu entrichten.

Anträge und Vorschläge richten Sie bitte an die Adresse unseres Vorsitzenden:

Dr. Holger Czitrich-Stahl, Beethovenstraße 51, D- 16548 Glienicke/Nb. – Tel.: 033056-77417 – E-Mail: czitrich-stahl@arcor.de

Verkehrsverbindung

Sie erreichen den Tagungsortüber folgende Verkehrsverbindung:

Vom (S-)Bahnhof Ostbahnhof zu Fuß ca. 450m auf der Straße der Pariser Kommune in Richtung Nordost.

n uns bemühen, im Vorfeld der Jahresmitgliederversammlung ein konstituierendes Treffen des Wissenschaftlichen Beirats der „Mitteilungen“ zu organisieren.
Zwischen der Informationsveranstaltung und der Mitgliederversammlung bieten wir Ihnen einen Imbiss an.
Vor den Veranstaltungen und während der Pausen haben Sie die Möglichkeit, ihren Mitgliedsbeitrag zu entrichten.
Anträge und Vorschläge richten Sie bitte an die Adresse unseres Vorsitzenden:
Dr. Holger Czitrich-Stahl, Beethovenstraße 51, D- 16548 Glienicke/Nb. – Tel.: 033056-77417 – E-Mail: czitrich-stahl@arcor.de

Verkehrsverbindung
Sie erreichen den Tagungsort über folgende Verkehrsverbindung:
Vom (S-)Bahnhof Ostbahnhof zu Fuß ca. 450m auf der Straße der Pariser Kommune in Richtung Nordost.

References

References
1 geb. 1971 in Aachen, aufgewachsen in Menden/Sauerland

Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und des Staatsrechts an der Universität Bonn / Zweithörer für Geschichte an der Universität Köln
Abschluss: Magister Artium

berufsbegleitender Masterstudiengang Archivwissenschaft an der Fachhochschule Potsdam
Abschluss: Master

über 20jährige redaktionelle Tätigkeit im Hauptstadtstudio (Politikredaktion) der Deutschen Welle

parallel dazu langjährige Projekttätigkeiten im Bundesarchiv, vornehmlich in der ehem. ‘Abteilung DDR’

ab 2015 verschiedene Projekttätigkeiten im Archiv der DDR-Opposition der Robert-Havemann-Geserllschaft e. V.

seit 2021 Wissenschaftlicher Archivar im Archiv der DDR-Opposition der Robert-Havemann-Geserllschaft e. V.

2 http://archive.fabgab.de/wp-content/uploads/2022/07/RbSq.pdf

Abschied von Dr. Reiner Zilkenat

Foto: Ingo Müller

Abschied von Dr. Reiner Zilkenat

Dr. Reiner Zilkenat (20. Mai 1950 – 26. Februar 2020). Ein Historiker und Antifaschist mit Leib und Seele ist von uns gegangen.  Nekrolog für die „BzG“ vom 19. März 2020

Am 26. Februar 2020 verstarb plötzlich und unerwartet unser Freund und Kollege Dr. Reiner Zilkenat wenige Monate vor Vollendung seines 70. Lebensjahres. Mit Reiner Zilkenat verliert der Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung seinen ehemaligen und langjährigen Vorsitzenden. Von 2011 bis 2018 lenkte er die Geschicke unseres Vereins, und man muss uneingeschränkt sagen: zum Guten.

Seine wissenschaftliche Kompetenz erwarb er im Westen wie im Osten des geteilten Berlins. Das erklärt sich daraus, dass er in der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins seine politische Heimat gefunden hatte. Von 1970 bis 1976 studierte er an der Freien Universität Berlin Geschichte und Politikwissenschaften. In seiner Magisterarbeit hat er sich mit dem Flottengesetz von 1898 und den Reaktionen der deutschen Sozialdemokratie beschäftigt. Gemeinsam mit Peter Brandt gab er ein „Preußen-Lesebuch“ heraus.[1]Peter Brandt/Reiner Zilkenat (Hrsg.): Preußen. Ein Lesebuch, Berlin 1981. Anlässlich der großen „Preußen-Ausstellung“ von August bis November 1981 und ihrer Präsentation in einer fünfbändigen Buchreihe arbeitete Reiner Zilkenat am dritten Band „Zur Sozialgeschichte eines Staates“ mit.[2]Preußen. Zu Sozialgeschichte eines Staates. Eine  Darstellung in Quellen.  Bearbeitet von Peter Brandt unter Mitwirkung von Thomas Hofmann und Reiner Zilkenat.  Preußen. Versuch … Continue reading1989 wurde er an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften bei ZK der SED promoviert. Sein Dissertationsthema war der Berliner Metallarbeiterstreik 1930 und die Gründung des Einheitsverbandes der Metallarbeiter Berlins.[3]Reiner Zilkenat: Der Berliner Metallarbeiterstreik 1930 und die Gründung des Einheitsverbandes der Metallarbeiter Berlins (EVMB). Berlin (DDR) 1989.Geschichte der Arbeiterbewegung einschließlich des Agierens ihrer Gegner war und blieb das bevorzugte Forschungsfeld des Historikers Zilkenat. Der Umbruch von 1989/1990 ließ ihn seine Positionen selbstkritisch überprüfen, aber nicht seine politischen und wissenschaftlichen Überzeugungen über Bord werfen. Im Laufe der Jahre hat er einen Forschungsertrag von bleibendem Wert zur Geschichte der Weimarer Republik und den Ursachen ihres Untergangs, zur Rolle ihrer rechtsextremen, rassistischen Totengräber, zum Antisemitismus und seinen verheerenden Folgen beigesteuert, häufig in polemischer Auseinandersetzung mit reaktionären Politikern und Historikern.[4]Vgl. Bruno Kuster/Reiner Zilkenat: Hitlerfaschismus geschlagen -die KPD lebt und kämpft, Berlin 1985; Reiner Zilkenat: Zur Einführung: Der Berliner Verkehrsarbeiterstreik und die politische … Continue reading Viele dieser Beiträge veröffentlichte er in der antifaschistischen Presse, sie sind auf unserer Webseite dokumentiert.[5]Siehe dazu http://www.fabgab.de/aufsaetzeundbeitraege/fabgab.html , Zugriff am 19. März 2020.Sein auf gründliches Archivstudium gestütztes Forschungsinteresse verband und verbindet sich nicht nur mit steter schriftlicher und mündlicher Popularisierung eines antifaschistischen Geschichtsbildes, sondern auch mit unmittelbarem persönlichen politischen Engagement, so zum Beispiel in der Bundes-Arbeitsgemeinschaft Antifaschismus der Partei DIE LINKE. Unermüdlich war Reiner als Referent unterwegs: Das Erinnern an die Katastrophe der jungen Demokratie von Weimar durch den Aufstieg des Nationalsozialismus war sein Hauptanliegen, sein Lebensthema. Gleichgesinnte Fachkolleginnen und Fachkollegen  brachte er zu wissenschaftlichen Konferenzen und Kolloquien zusammen. Häufig schrieb er für die „Junge Welt“ und andere linkssozialistische und marxistische Zeitungen und Zeitschriften, hielt Vorträge vor Vereinen oder bei der Seniorenakademie. Zuletzt galt seine Aktivität dem Gedenken an den Generalstreik der Arbeiterklasse gegen die Kapp-Lüttwitz-Putschisten im März 1920.

Es verdient höchsten Respekt, was Reiner Zilkenat neben seiner beruflichen Tätigkeit als Lehrer in der Erwachsenenbildung nicht nur auf dem Felde der Geschichtsforschung, sondern auch in seinen ehrenamtlichen Funktionen geleistet hat. Mit seiner am 21. Mai 2011 erfolgten Wahl zu unserem Vereinsvorsitzenden hat sich der Aktionsradius unseres Förderkreises spürbar verbreitert. Gut vernetzt, hat er weitere Kooperationspartner gewonnen, uns eine größere Öffentlichkeit erschlossen, als Herausgeber unserer „Mitteilungen“ für die Erweiterung ihres Umfangs und ihres Informationsgehaltes Sorge getragen und ergänzende selbständige Veröffentlichungen angeregt und realisiert. Besonders das Zusammenwirken mit dem Berlin-Brandenburger Bildungswerk e.V. ermöglichte die Durchführung gutbesuchter wissenschaftlicher Tagungen zu zentralen Themen beziehungsweise Jahrestagen – so zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, zum 90. Jahrestag der deutschen Novemberrevolution und zum 70. Jahrestag der doppelten deutschen Staatsgründung. Die Erträge dieser Veranstaltungen fanden ihren Niederschlag in der von Reiner Zilkenat und Marga Voigt herausgegebenen, im Verlag unseres Vereinsfreundes Marc Johne – edition bodoni – erscheinenden Schriftenreihe Zwischen Revolution und Kapitulation. Forum Perspektiven der Geschichte.[6]Henryk Skrzypczak: Als es „ums Ganze“ ging. Gewerkschaften zwischen Revolution und Kapitulation. 1918–1933. Neuruppin 2014; Rainer Holze/Marga Voigt (Hrsg.): 1945 – Eine „Stunde Null“ in … Continue reading Die Veröffentlichung des vierten Bandes dieser Reihe, hervorgegangen aus dem Symposium „Zweimal Deutschland“ vom 4. November 2019, konnte Reiner Zilkenat nicht mehr erleben.[7]Stefan Bollinger und Reiner Zilkenat (Hrsg.): Zweimal Deutschland. Soziale Politik in zwei deutschen Staaten – Herausforderungen, Gemeinsamkeiten, getrennte Wege, Neuruppin 2020.

Nach siebenjähriger erfolgreicher Tätigkeit als Vereinsvorsitzender sah sich Reiner Zilkenat im September 2018 gezwungen, sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederzulegen.  Das hinderte ihn nicht, weiter  der Demokratie und dem Antifaschismus zu dienen. Der Tod hat ihn mitten aus seiner Arbeit gerissen. Mit ihm verlieren nicht nur wir einen prägenden Freund und Mitstreiter, dessen Klugheit und Kreativität wir vermissen werden.

Prof. Dr. Günter Benser                                         Dr. Holger Czitrich-Stahl

(Vorsitzender 1992-2011)                                          (Vorsitzender seit Oktober 2018)


Filmografie:

Wer waren die Putschisten und ihre Hintermänner?

Wenige Tage vor dem Ableben von Reiner Zilkenat, gab er der Koordination “Unvollendete Revolution 1918/19” ein Interview. Dieses Interview wurde in Vorbereitung für die am 20. März 2022 stadtfindende Kundgebung: “100 Jahre Kapp-Putsch – 100 Jahre Generalstreik – Massenstreik gegen Faschismus und Militarismus” geführt.

Unser Webadministrator, Ingo Müller filmte das Interview am 20.02.2020.

Kamera, Ton und Bearbeitung: Ingo Müller rec: ingmue1957, 20.02.2020 im Auftrag für die Koordination “Unvollendete Revolution 1918/19”


Dr. Reiner Zilkenat über seine Zeit – ein Lebenslauf

“Dr. Reiner Zilkenat über seine Zeit – ein Lebenslauf” entstand 2009 im Zeitzeugenprojekt des Zeitgeschichtlichen Archivs unter Leitung von Margit Matthes und entspricht der DVD-Fassung ,die von Harald Wachowitz konzipiert und geschnitten wurde. Sie sollte ursprünglich anlässlich Reiners Beerdigung an die Trauergäste zur Erinnerung verschenkt werden, was wegen der bekannten Kontaktsperren ausfiel.

Eigentümer/Rechteinhaber: Berlin-Brandenburger Bildungswerk e.V.

Lizenz: Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen

References

References
1 Peter Brandt/Reiner Zilkenat (Hrsg.): Preußen. Ein Lesebuch, Berlin 1981.
2 Preußen. Zu Sozialgeschichte eines Staates. Eine  Darstellung in Quellen.  Bearbeitet von Peter Brandt unter Mitwirkung von Thomas Hofmann und Reiner Zilkenat.  Preußen. Versuch einer Bilanz,  Band 3, Reinbek bei Hamburg 1981.
3 Reiner Zilkenat: Der Berliner Metallarbeiterstreik 1930 und die Gründung des Einheitsverbandes der Metallarbeiter Berlins (EVMB). Berlin (DDR) 1989.
4 Vgl. Bruno Kuster/Reiner Zilkenat: Hitlerfaschismus geschlagen -die KPD lebt und kämpft, Berlin 1985; Reiner Zilkenat: Zur Einführung: Der Berliner Verkehrsarbeiterstreik und die politische Szenerie am Ende des Jahres 1932, in: Der Berliner Verkehrsarbeiterstreik 1932, Sonderheft 2012, herausgegeben vom Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Berlin 2012.
5 Siehe dazu http://www.fabgab.de/aufsaetzeundbeitraege/fabgab.html , Zugriff am 19. März 2020.
6 Henryk Skrzypczak: Als es „ums Ganze“ ging. Gewerkschaften zwischen Revolution und Kapitulation. 1918–1933. Neuruppin 2014; Rainer Holze/Marga Voigt (Hrsg.): 1945 – Eine „Stunde Null“ in den Köpfen? Zurgeistigen Situation in Deutschland nach der Befreiung vom Faschismus. Neuruppin 2016; Reiner Zilkenat (Hrsg.): „…alle Macht den Räten!“ Die deutsche Revolution 1918/19 und ihre Räte. Neuruppin 2018.
7 Stefan Bollinger und Reiner Zilkenat (Hrsg.): Zweimal Deutschland. Soziale Politik in zwei deutschen Staaten – Herausforderungen, Gemeinsamkeiten, getrennte Wege, Neuruppin 2020.

Nachruf Prof. Dr. Georg Ebert

26.1.1931-11.12.2020

Quelle: https://www.fr.de/politik/sagt-georg-ebert-11536315.html

Ebert in Berlin. Prof. Dr. Georg Ebert wurde am 26. Januar 1931 in Berlin als
zweiter Sohn in eine der jüngeren deutschen Geschichte eng verbundene Familie
hineingeboren. Sein Großvater war der Reichskanzler und Reichspräsident Friedrich Ebert. Sein Vater Friedrich Ebert jun. gehörte zu den sozialdemokratischen
Mitbegründern der SED am 22. April 1946 und amtierte von 1948-1967 als
Oberbürgermeister von Ost-Berlin bzw. Berlin (DDR). Über die Familiengeschichte der Eberts veröffentlichte Georg Ebert 2010 gemeinsam mit seiner Frau
Rosel das Buch „Friedrich Ebert: Lebensräume. Dezember 1905 – Oktober 1919“.
Er selbst blickte 2006 und 2013 autobiografisch zurück in den zwei Bänden „Im
Spannungsfeld zweier Welten“. Rosel Ebert gab im Jahr 2014 den Erinnerungsband „Friedrich Ebert jun. Briefwechsel mit seinem Sohn Georg 1943–1945, ergänzt durch Kindheitserinnerungen von Georg Ebert“ heraus.

Georg Ebert studierte von 1950 bis 1954 Wirtschaftswissenschaften an der
Berliner Humboldt-Universität und forschte von 1958-1962 in Moskau, wo er
auch promoviert wurde. Nach seiner Rückkehr nach Berlin (DDR) wurde er als
Ökonom an die Parteihochschule „Karl Marx“ der SED berufen, wo er von 1964
bis 1974 Stellvertretender Leiter des Lehrstuhls für „Politische Ökonomie des Sozialismus“ war. Danach übernahm er bis zur Liquidation der Akademie 1990 die Leitung dieses Lehrstuhls.


Am 6. März 1991 nahm Prof. Dr. Georg Ebert an der Gründungsversammlung
des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung
teil. Am 5. Dezember 2019 ernannte ihn der Vorstand zum Ehrenmitglied des
Förderkreises.


Holger Czitrich-Stahl

Nachruf Prof. Dr. Annelies Laschitza

6. Februar 1934 – 10. Dezember 1918

Foto: RLS

Annelies Laschitza bereitete sich vor, im Kreise ihrer Familie und ihrer Kollegen ihren 85. Geburtstag zu begehen. Sie wollte am 9. Januar des kommenden Jahres eine Gedenkveranstaltung anlässlich des 100. Todestages von Rosa Luxemburg mit gestalten – dazu wird es nun nicht mehr kommen. Wie erst diese Woche bekannt wurde, starb die Historikerin bereits am 10. Dezember.


Sie hinterlässt nicht zu schließende Lücken: Sowohl in der Forschung und Edition zu Leben und Werk Rosa Luxemburgs als auch zur Geschichte der deutschen Sozialdemokratie des 19. und beginnenden 20. Jahrhundert hat Laschitza Herausragendes geleistet. Es war ihr glücklicherweise vergönnt, mit dem Erscheinen der Bände sechs und sieben
der Rosa-Luxemburg-Werkausgabe (1993/2017) noch den Abschluss der Herausgabe aller deutschsprachigen Texte dieser weltweit verehrten Revolutionärin zu erleben – eine Aufgabe, der sie sich an der Spitze eines Kollektivs ein halbes Jahrhundert lang gewidmet hat. Um diese große, gegen so manche Widerstände vollbrachte Edition rankt sich eine Fülle begleitender Publikationen – besonders hervorzuheben ihre viel beachtete Rosa-Luxemburg-Biografie („Im Lebensrausch, trotz alledem“, 1996), die biografischen Publikationen über Rosa Luxemburgs Kampfgefährten (u.a. „Die Liebknechts. Karl und Sophie. Politik und Familie“, 2007) sowie die in dem von ihr geleiteten Arbeitskollektiv herausgegebene Edition von Reden und Schriften Karl Liebknechts. Es genügte ihr nicht, Manuskripte bei den Verlagen abzuliefern, sie war unentwegt aktiv, um ihre wissenschaftliche und politische Botschaft sei es mit Lesungen und Vorträgen, sei es als Beraterin für den Rosa Luxemburg-Film von Margarethe von Trotta (1986) unter die Leute zu bringen.

Es war kein leichter Weg, den Annelies Laschitza zurückzulegen hatte. Am 6.Februar 1934 in Leipzig geboren, hatte sie nach Besuch der Volks- und Hauptschule eine Lehre beim Rat der Stadt Leipzig angetreten. Anschließend war sie an verschiedenen Verwaltungsschulen zunächst als Studierende und bald als Lehrende tätig. Hier lernte sie auch ihren Ehemann Horst Laschitza kennen, der sich als Historiker der antifaschistischen Widerstandsbewegung einen Namen machte. Über eine Sonderreifeprüfung gelangte sie an die Leipziger Karl-Marx-Universität, wo sie 1954 bis 1958 Geschichte studierte. Ihre langjährige Arbeitsstätte wurde der Bereich Geschichte der Arbeiterbewegung am Institut für
Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED. Hier promovierte
und habilitierte sie sich. Unter ihrer Leitung wurde Band eins einer geplanten vierbändigen Geschichte der SED verfasst, dessen Rezeption leider im Strudel der „Wende“ unterging. Ihre wissenschaftliche Arbeit war stets verbunden mit ehrenamtlicher gesellschaftlicher Tätigkeit, so als Vizepräsidentin der Historikergesellschaft der DDR.
Annelies Laschitza gehörte zu jenen ostdeutschen Historikern und Historikerinnen, die während des Umbruchs Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre nicht in Panik oder Untätigkeit verfielen. Sie engagierte sich intensiv für eine kritische Bestandaufnahme der DDR Historiografie und für eine Neuprofilierung. Im Umfeld eines von ihr initiierten, unter Beteiligung internationaler Experten durchgeführten Rosa Luxemburg-Kolloquiums gründete sich der bis heute rührige „Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung“.
Ein wichtiges Wirkungsfeld wurde für sie die Internationale Rosa Luxemburg-Gesellschaft, deren Tagungen sie mitgeprägt hat. Es gibt wenige Frauen und Männer, die so viel Energie und hinreißenden Optimismus ausstrahlten wie Annelies. Und dies, obwohl sie ihre wissenschaftliche Arbeit als Mutter zweier Kinder zu bewältigen hatte,
obwohl ihr später die Pflege ihres an Parkinson erkrankten Ehegatten oblag.


Wer Rosa Luxemburgs gedenkt, wird sich auch an Annelies Laschitza bleibend erinnern.
Günter Benser
Nachdruck des Artikels „Zum Tod der großen Rosa-Luxemburg-Forscherin Annelies Laschitza“, in: Junge Welt, 19. Dezember 2018, Nr. 295.

Nachruf Heinrich Gemkow

 26. Juni 1928 in Stolp/Pommern; † 15. August 2017 in Berlin

In Heinrich Gemkow haben wir einen hervorragenden Kenner und Interpreten über Werk und Leben von Karl Marx und Friedrich Engels und auch über deren Verwandte und Freunde verloren.

Rolf Hecker, Berlin, Gemeinfrei, via Wikimedia Commons


Als stellvertretender Direktor des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, der er ab den 1960er Jahren bis 1990 war, fühlte er sich vor allem für die Marx-Engels-Edition und -Forschung verantwortlich. Zusammen mit den Mitarbeitern der Marx-Engels-Abteilung, des Archivs und der Bibliothek sorgt er umsichtig für das Auffinden wichtiger
Texte und publizierte selbst mit seriösen Einführungen wichtige Dokumente. Er engagierte sich für verständnisvolle und dauerhafte Verbindungen zu internationalen Forschern und Archivaren besonders in der Sowjetunion, in den Niederlanden und in Frankreich. Durch mehrere Publikationen über Marx und Engels setzte er mit großer Menschlichkeit
und hoher literarischer Qualität sehr beachtliche biografische Maßstäbe.


Als junge Mitarbeiterin führte er mich in den Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands ein. Dadurch erweiterte sich mein Wissen über die Kulturpolitik der DDR und deren Akteure aus unterschiedlichen Bevölkerungskreisen. Außerdem erhielt ich Einblick in die Entwicklung von Ortschroniken und in die Anfänge der Regionalgeschichte. Er
selbst gewann durch seine vielseitigen Kenntnisse und Interessen an Kunst und Literatur im Kulturbund sowie in der Pirckheimer-Gesellschaft wertvolle Anregungen und persönliche Kontakte. In diesem Sinne andere Menschen zu begeistern, darin bestand eine seiner großen Stärken. Indem er unter den Einflüssen von Marx und Engels und von weiteren
Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung, zum Beispiel von Paul Singer und August Bebel, stets auch die Verbindung von Theorie und Praxis im Auge hatte, setzte er sich für gründliche Kenntnisse über die Entwicklung und Zukunft der Arbeiterbewegung ein.

Er war ein sachkundiger Ratgeber und nachahmenswertes Vorbild für Vermittlung historischer
Kenntnisse und vermochte auf feinsinnige Art Vertrauen und Zuversicht zu wecken. Bis zuletzt meldete er sich mit quellen- und episodenreichen Beiträgen zu Wort. Und er unterzog sich der Mühe, Manuskripte seiner
Freunde kritisch durchzusehen und durch kluge Vorschläge verbessern zu helfen.
Achtungsvoll und stets erfreut verfolgte er neue Forschungs- und Publikationsergebnisse der Historiker aus seinem Freundeskreis, zu dem ich mich über 50 Jahre zählen durfte und bis zuletzt mich seiner freundlichen Zuvorkommenheit erfreute. Den von Eckhard Müller und mir herausgegebenen Band 7/1 und 7/2 der „Gesammelten Werke“ Rosa Luxemburgs, der im März 2017 erschienen ist, hat er herzlich begrüßt.


Annelies Laschitza

Nachruf: Theodor Bergmann

(7.3.1916-12.6.2017)

Am 12. Juni verstarb das älteste Mitglied des Förderkreises Archive und
Bibliotheken, Prof. Dr. Theodor Bergmann, im 102. Lebensjahr. Mit seinem Tod bricht die personelle Verbindung zur Arbeiterbewegung der Weimarer Republik ab, deren letzter Akteur und Zeitzeuge er war.

Theodor Bergmann an seinem 100. Geburtstag, März 2016 CC BY 3.0, Alexander Schlager (RLS)
Theodor Bergmann an seinem 100. Geburtstag, März 2016 CC BY 3.0, Alexander Schlager (RLS)

Geboren am 7. März 1916 in Berlin in der vielköpfigen Familie eines
Rabbiners, kam er 1929 zur kommunistischen Bewegung, aber nicht zur KPD. Stattdessen schloss er sich der Stalin-kritischen KPD-Opposition, der KPO, um Heinrich Brandler und August Thalheimer an. Dieser politischen Entscheidung ist er ein sehr langes Leben treu geblieben.
1933 musste der Siebzehnjährige ins Exil – Palästina, die Tschechoslowakei und Schweden hießen die Stationen. Das Leben war hart und gefahrvoll, zweimal entkam er den Nazihäschern nur sehr knapp. 1946
kehrte er nach Westdeutschland zurück. Ostdeutschland war für ihn keine Alternative. Politisch fand Theo Bergmann in der Gruppe „Arbeiterpolitik“, privat in seiner Genossin Gretel Steinhilber, die ebenfalls aus der KPO kam, seinen Halt.

Sein im Exil aufgenommenes und zwangsweise unterbrochenes Studium der Landwirtschaft schloss er 1947 in Bonn ab, aber an eine wissenschaftliche Laufbahn war noch lange nicht zu denken. Als ungelernter Arbeiter im Metallbetrieb, später unter anderem in der Landwirtschaftskammer Hannover, absolvierte er Promotion und Habilitation ohne größere Unterstützung fast „nebenbei“. Erst 1973 wurde er in Stuttgart-Hohenheim Professor für International vergleichende Agrarpolitik. 1981 trat er in den (Un-)Ruhestand.


Seitdem wurde die Geschichte und Politik der Arbeiterbewegung zu seinem Hauptforschungsfeld. Seine Geschichte der KPO, „Gegen den Strom“, 1987 zuerst und dann in mehreren erweiterten Auflagen erschienen, wurde ein Standardwerk. Er war, zusammen mit seinem Kollegen und Freund Gert Schäfer, Initiator einer Reihe internationaler Konferenzen zur Geschichte und zu aktuellen Problemen der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung. Es begann mit Tagungen über Karl Marx und August Thalheimer 1983 und 1984 im Stuttgarter Raum und endete 2004 mit einer Konferenz der Rosa-Luxemburg-Gesellschaft im chinesischen Guangzhou/Kanton. Dazwischen lagen Konferenzen über Trotzki, Bucharin, Lenin, die russischen Revolutionen, Friedrich Engels. Über sechzig Bücher als Autor und Herausgeber sowie viele Hundert Aufsätze, die auf fünf Kontinenten erschienen, zeugen von Theo Bergmanns Schaffenskraft. Er war ein wahrer sozialistischer Weltbürger:
Theo Bergmann schrieb und dolmetschte in fünf Sprachen, las ein halbes Dutzend weitere. Auf eigene Kosten reiste er vierzehnmal nach China. Noch öfter bereiste er Israel, mehrmals auch Indien, Pakistan und viele weitere Länder.


Es nimmt nicht Wunder, dass die DDR seine Bücher zur Konterbande erklärte. Umso selbstverständlicher war es für ihn, ab 1990 auch solchen „abgewickelten“ DDR-Wissenschaftlern zur Seite zu stehen, die ihn einst als „Revisionisten“ hatten bekämpfen müssen. Er trat der PDS bei, leitete zeitweise ihren Landesverband Baden-Württemberg und
blieb bis zum Lebensende in der politischen Bildungsarbeit in der Partei und darüber hinaus aktiv. Besonders gern sprach er vor Schulklassen, die ihn auch oft einluden, denn ein solches Leben stieß bei den Nachgeborenen auf enormes Interesse. Aus seiner so reichen wissenschaftlichen wie politischen Hinterlassenschaft lässt sich weiterhin viel lernen.


Mario Kessler