Nachruf Prof. Günter Benser

Wir trauern um Prof. Günter Benser (12.1.1931 – 27.3.2025)

Günter Benser während des Ehrensymposium für Dr. Reiner Zilkenat am 12.11.2022, Foto: Ingo Müller

Am 27. März 2025 starb Prof. Dr. Benser im 95. Lebensjahr. Mit ihm verliert nicht nur der Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung einen engagierten, erfahrenen, klugen und weitblickenden Historiker und Mitstreiter, aber auch einen liebenswerten Menschen. Noch in seinen letzten Lebenswochen unterstützte er den Förderkreis als Berater. Er wird uns fehlen und unersetzlich bleiben.

Günter Benser wurde am 12. Januar 1931 im sächsischen Heidenau geboren. Dem Arbeiterkind war eine wissenschaftliche Karriere nicht in die Wiege gelegt worden. Nach dem Besuch der Volks- und der Mittelschule in Heidenau 1937-1946 prägte die antifaschistisch-demokratische Umwälzung seinen Lebensweg. Von 1946 bis 1949 absolvierte Günter Benser eine Ausbildung zum Industriekaufmann im benachbarten Elbtalwerk. Von 1949-1951 besuchte er, vom Betrieb delegiert, die Arbeiter- und Bauernfakultät in Dresden, dann in Leipzig, und legte dort sein Abitur ab. Von 1951 bis 1955 studierte er Geschichte an der Karl-Marx-Universität Leipzig und bestand das Staatsexamen als Diplomhistoriker. So war der Weg eines jungen marxistischen Historikers beschritten, und zwar mit Wegmarken, die nur ein sozialistisches Umfeld setzen konnte. Nach dem Studium war er seit 1955 am Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED (IML) tätig. Von 1956 bis 1959 wirkte er als Leiter des Sektors Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung von den Anfängen bis 1917. In diese Zeit fielen die Redaktionsleitung des jeweils 1. Bandes der Reihen II und III der „Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“ sowie die Editionen des Hochverratsprozesses gegen Karl Liebknecht und der Spartakusbriefe. Von 1959 bis 1969 leitete er den Sektor Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung von 1945 bis zur Gegenwart. Insbesondere die Geschichte der Antifa-Ausschüsse unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ließ ihn nicht los. Im Jahr 1969 wurde Günter Benser zum Ordentlichen Professor für Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung berufen und zum stellv. Leiter der Abteilung Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung seit 1945 ernannt. Ebenso wurde er 1969 Mitglied des Rates für Geschichtswissenschaft der DDR und blieb es bis 1990. 1989 erschien Band 9 der unvollendet gebliebenen Reihe „Deutsche Geschichte in zwölf Bänden“. Hierin verfasste er das 1. Kapitel und gehörte dem Autorenkollektiv an. Zwischen 1969 und 1989 widmete er sich vorrangig der Geschichte der SED, speziell ihrer Entstehung, sowie der Geschichte der DDR, besonders der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung. Dieses Arbeitsfeld überdauerte die Zäsur von 1989-1991, als das IML sich als „Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung“ (IfGA) am 4. Januar 1990 neu gründete und mit Günter Benser als frei gewähltem Direktor die Arbeit wieder aufnahm, die jedoch am 31. März 1992 auf Geheiß der Treuhandanstalt zwangsbeendet wurde. Günter Benser hat den Überlebenskampf des IfGA in dem Buch „Aus per Treuhand-Bescheid“ (2013) dokumentiert. Am 6. März 1991 gehörte er mit prominenten Kolleginnen und Kollegen aus Ost und West und Mitstreiterinnen und Mitstreitern des IfGA zur Gründungsversammlung des „Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung“. Günter Benser war von 1992-2011 sein Vorsitzender und Herausgeber der halbjährlich erscheinenden “Mitteilungen“. Nach 2011 blieb er dem Vorstand als Beisitzer und zuletzt als Berater erhalten.

Er war von Januar1993 bis September 2021 stellvertretendes Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Archive der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv und vertrat stets konsequent die Interessen der Einbringer und achtete darauf, dass die geltenden Verträge eingehalten wurden. Dass die SAPMO nach schwierigen Auseinandersetzungen nicht in einem Monstrum „Archivzentrum SED-Diktatur“ untergehen wurde, begrüßte er nachdrücklich. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Kuratorium begleitete er die Entwicklung der SAPMO und unterstützte die Arbeit der ihm Nachfolgenden mit Rat und Tat.

Günter Benser ist als Historiker in der DDR aufgewachsen und hat in ihrer Geschichtswissenschaft eine erkennbare Spur hinterlassen. Nach dem Ende der DDR hat er stets einen differenzierenden Blick auf ihre Geschichte und ihre Entwicklung besessen, aber auch den entsprechenden Umgang mit ihrem Erbe eingefordert. Pauschalen und populären Abwertungen trat er stets mit Fakten und Argumenten entgegen. Eines seiner bedeutendsten Bücher ist „DDR – gedenkt ihrer mit Nachsicht“ aus dem Jahr 2000. Wir gedenken Prof. Günter Benser mit Respekt und Dankbarkeit.

Der Vorstand des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung e.V., Berlin,

i. A. Dr. Holger Czitrich-Stahl

Einladung zur 34. Jahresmitgliederversammlung

Liebe Vereinsmitglieder, sehr geehrte Damen und Herren,
der Vorstand unseres Förderkreises hat die diesjährige Jahresmitgliederversammlung
für Samstag, den 26. April 2025, einberufen.
Folgende Tagesordnung wird vorgeschlagen:

  1. Regularien
    1.1. Eröffnung und Genehmigung der Tagesordnung
    1.2. Wahl einer Versammlungsleitung
    1.3. Bestätigung des Protokolls der 33. Jahresmitgliederversammlung
  2. Berichte
    2.1. Erläuterungen zum Geschäftsbericht 2024
    2.2. Kassenbericht
    2.3. Bericht der Kassenprüfer
  3. Diskussion und Abstimmung über die Berichte
  4. Wahlen
    4.1. Wahl einer Wahlleitung
    4.2. Wahl der/des Vorsitzenden und des Vorstandes
    4.3. Wahl der Kassenprüfer
  5. Informationen zur Entwicklung der SAPMO des Wissenschaftlichen Beirats der Mitteilungen Anschließendes Gespräch und Diskussion
  6. Schlusswort ( Ende gegen 15.00)

Die Jahresversammlung führen wir dieses Mal im Kieztreff Leipziger Straße,
Leipziger Straße 58, 10117 Berlin, durch. Beginn: 12.30 Uhr.
Vor unserer Jahresversammlung wird wie üblich ein öffentlicher Vortrag stattfinden. Es spricht
Dr. Inge Pardon (Berlin): „Tulpanow. Stalins Macher und Widersacher“.
Beginn: 10.30 Uhr
Wir bitten um zahlreiches Erscheinen.
Der Vorstand

Anmerkungen zur Tagesordnung und organisatorische Hinweise


Das von der Versammlung zu bestätigende Protokoll der 33. Jahresmitgliederversammlung finden Sie in Heft 66 (September 2024), den zur Diskussion und Abstimmung stehenden Geschäftsbericht für das Vereinsjahr 2024 in Heft 67 (März
2025).
Verpflegung wird vor Ort zur Verfügung stehen.
Vor den Veranstaltungen und während der Pausen haben Sie die Möglichkeit,
Ihren Mitgliedsbeitrag zu entrichten.
Anträge und Vorschläge richten Sie bitte an die Adresse unseres Vorsitzenden:
Dr. Holger Czitrich-Stahl, Beethovenstraße 51, D-16548 Glienicke/Nb.–Tel.:
033056-77417 – E-Mail: czitrich-stahl@arcor.de
Verkehrsverbindung
Sie erreichen den Tagungsort „Kieztreff Leipziger Straße“ über folgende
Verkehrsverbindungen: U 2, Spittelmarkt; Bus 200, Jerusalemer Straße.
Der Zugang ist barrierefrei.


https://www.kreativhaus-berlin.de/standorte/kieztreff/
Weitere Informationen entnehmen Sie gegebenenfalls unserer Homepage
http://archive.fabgab.de/