Mitteilungen Heft: 01
- Bundesarchivgesetz – Novelle in Kraft (1)
- Verbund Archiv, Bibliothek, Techn. Werkstätten (2)
- Fortführung der MEGA vorerst gesichert (10)
- Fachliteratur – Archivinventare (11)
- Dokumente der Zeit (12)
Mitteilungen Heft: 01
Mitteilungen Heft: 44
Mitteilungen Heft: 45
Mitteilungen Heft: 46
Mitteilungen Heft: 47
Mitteilungen Heft: 49
Am 10. September 2022 fand die 31. Jahresmitgliederversammlung des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung e. V. im ND-Bürogebäude, Franz-Mehring-Platz 1 in Berlin statt.
Traditionell wurde vorher ein öffentlicher wissenschaftlicher Vortrag organisiert. Dieses Mal sprach Christoph Stamm (Berlin), Politikwissenschaftler, Archivwissenschaftler und ehemaliger Redakteur der Deutschen Welle zu den Vereinsmitgliedern und Gästen.
Sein Thema lautete: “Das Tauziehen um die SED-Akten. Die Auseinandersetzungen um das Zentrale Parteiarchiv der SED seit 1990”. Christoph Stamm beleuchtete eindruckvoll und quellengesättigt den schwierigen und politisch konflikthaften Prozess des Umgangs mit den Archiven der SED nach der “Wende” in der DDR und in der Phase nach der staatlichen Einheit nach dem 3. Oktober 1990. Dabei erinnerte er auch die Sicherung der Einheit der Akten des Zentralen Parteiarchivs und ihrer öffentlichen Zugänglichkeit ohne Sperrfrist in der Stiftung Archive der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO), an das Schicksal des Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung, aus dem heraus auch die Gründung des Förderkreises hervorging, und an die höchst problematische Rolle der Treuhandanstalt.
Der Geschichtssalon im Kreuzberger Beginenhof, einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt für Frauen und (wenige) Männer besteht seit 2007. Als eine der ältesten Hausbewohnerinnen lade ich dazu ein. Absichtlich nenne ich die Veranstaltung Geschichtssalon und nicht historischer Salon, weil es nicht nur um Geschichte, sondern auch um Geschichten geht. Es gab bereits zahlreiche Salons zu aktuellen und historischen Themen. Der Salon findet weiter regelmäßig in unregelmäßigen Abständen statt. Er ist ein Beitrag zum politischen Programm des Hauses für die Bewohner:innen, und für die anderen beiden Beginenprojekte in Berlin. Vor allem aber soll er die Menschen, die drinnen wohnen mit den Menschen von „außerhalb“, also aus dem Kiez und dem Rest von Berlin in Beziehung bringen, damit wir hier nicht nur im eigenen Saft schmoren und auf dem eigenen roten Sofa sitzen.
Am Donnerstag, dem 21. Juli 2022 ging es im Geschichtssalon um das Thema „Passion und Profession. Pionierinnen des ökologischen Landbaus“. Aus Tirol angereist kam die Agrar- und Sozialwissenschaftlerin
Mathilde Schmitt, die gemeinsam mit Heide Inhetveen und Ira Spieker ein Buch mit dem gleichen Titel geschrieben hat. Nach einer Einführung über die Geschichte des ökologischen Landbaus und seiner Wegbereiterinnen stellte Mathilde uns einige Lebensgeschichten der 51 im Buch aufgeführten Pionierinnen vor. Deutlich wurde durch ihren Vortrag vor allem, dass der ökologische Landbau keinesfalls heute oder in den 1970er Jahren erfunden worden ist, sondern dass er eine lange Tradition hat. Auch wurde mit dem Mythos aufgeräumt, dass die Geschichte diejenige ist, die ausschließlich „große Männer“ geschrieben haben.
Auch wenn sie heute zu Unrecht vergessen sind, so haben Pionierinnen wie Mina Hofstetter, Lili Kolisko, Gabrielle Howard, die Bodenexpertin Uta Lübke
und die Wurzelforscherin Lore Kutschera sowie die Schulgründerinnen von Hünibach: Gertrud Neuenschwander, Ruth Pfisterer und Hedwig Müller
einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung und Verbreitung einer alternativen Landwirtschaft. Schließlich forschten und experimentierten sie mit Leidenschaft. Sie und etliche andere publizierten, gründeten Schulen und brachten die biologische Landwirtschaft wie wir sie heute kennen, voran. Das Rad muss also nicht neu erfunden werden.
Mathilde Schmitt nahm uns mit auf die Reise durch die Frauengeschichte und ließ uns an ihren interessanten Forschungen teilhaben. Leicht hatten es auch die Pionierinnen aus dem europäischen Raum nicht immer.
Etliche erlebten zwei schrecklich Weltkriege und den Verlust von Beziehungspersonen, Inflation und Wirtschaftskrisen. Auch nach Niederlagen kämpften sie weiter für eine andere Landwirtschaft, eine andere Gesellschaft: „Für eine Zukunft ohne Not“, wie Annie Francé Harrar im Interview versichert hatte.
Gisela Notz ; 06.08.2022
„Mehr als eine Provinz! Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945 in der preußischen Provinz Brandenburg“ mit dem Autor Hans-Rainer Sandvoß. Vortragsreihe der Stiftung Archive der Parteien und Massenorganisationen der DDR, des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der Johannes-Sassenbach-Gesellschaft am 28. September 2022
Für die Erforschung der Abgründe des Faschismus in Deutschland kann es keinen „Schlussstrich“ geben! Wie tief die NS-Diktatur in das Leben der Beherrschten eingriff ist noch immer nicht vollends ausgeforscht. Um so mehr gilt dies für jene Menschen, die den Mut besaßen, sich der Gewalt und den Drohungen des Regimes entgegenzustellen. Dabei fehlte noch eine Gesamtdarstellung des facettenreichen Widerstandes aus der Arbeiterbewegung in der preußischen Provinz Brandenburg. Hans-Rainer Sandvoß, der sich den Widerstandsbewegungen in den Berliner Bezirken schon seit Jahrzehnten gewidmet hat, hat diese Lücke nun eindrucksvoll geschlossen.
Wir laden Sie zu einer Lesung und zum Gespräch mit Dr. Hans-Rainer Sandvoß herzlich ein.
Mittwoch, d. 28. September 2022, ab 18 Uhr im großen Veranstaltungsraum des neuen Benutzungszentrums des Bundesarchivs, Finckensteinallee 63, 12205 Berlin[1]https://www.bundesarchiv.de/DE/Navigation/Home/home.html
Der Eintritt ist unentgeltlich.
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